Es ist ein Weilchen her, dass ich mich hier verbreitert habe.
Entschuldigung.
Es gab zu viel zu tun.
Ich habe einen weiteren Krimi veröffentlicht (Mach dir kein Bild) und ein Rom Führer für junge Leute (Viva Roma!) wollte rechtzeitig vor der Reisesaison auf den Weg gebracht werden. Und dann war da noch die DSGVO …
Gestern jedoch war ich auf dem Münchner Stadtgründungsfest. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht das wievielte es war, aber es war, glauben Sie mir, eine Farce. Seit einiger Zeit feiert die katholische Kirche das Benno Fest, das Fest des Patrons der Stadt München, am selben Tag. Das war der eigentliche Grund, warum wir uns in die Stadt aufgemacht hatten. Um Freunde zu treffen.
Die Rolltreppe am Odeonsplatz spuckte einen aus dem Untergrund in ein unglaublichen Gewurl von Menschen – das ist bei derartigen Events relativ normal. Als ich jedoch die Reihen der Buden durchschritt, begann ich mich zu fragen: was soll das alles, oder vielmehr: was hat das alles mit München zu tun?
Selbst wenn man diesem inszenierten Handwerkermarkt noch etwas abgewinnen konnte, spätestens beim Gang durch die Theatinerstraße wurde klar, dass es hier, egal was Oberbürgermeister Reiter salbungsvoll verkündete, nur um eines ging: Kommerz.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin seit dreißig Jahren selbstständig. Ich weiß durchaus, dass man Geld verdienen muss. Aber muss man an so einem Tag wirklich nur Tand verticken? Könnte man nicht Organisationen das Feld bereiten, die dabei sind, einem besseren München den Weg zu bereiten? Interessante Ideen haben? Neues vorstellen wollen?
Handgeschöpftes Briefpapier? Goldschmiede? Alte Bilderrahmen? Puppen?
Also bitte.
Auch die katholische Kirche hat sich keinen wirklichen Gefallen mit der Zusammenlegung beider Festlichkeiten getan. Das Fest am Odeonsplatz zu begehen hatte etwas. Zwar waren die Stände auch früher schon nicht sonderlich innovativ (Tipp: Man könnte die Ausstattung vom Katholikentag zum Teil recyclen …), aber das Fest hatte durchaus etwas familiäres.
Na ja.
Bei einem interkulturellen Training letzten Donnerstag habe ich – wie immer – verkündet, dass die Deutschen viel zu viel kritisieren und jetzt bin ich selbst in diese Falle getappt.
Sei’s drum.
Ab und zu muss man auch mal granteln können 🙂
Aber dann war da doch noch etwas.
Mitten in der Fußgängerzone gab es Stellwände mit der Aufschrift „Bevor ich sterbe“ bzw. auf Englisch „Before I die“., die permanent von alten wie jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft umlagert waren.
Das, was sich die Menschen vor ihrem Tod noch erhofften, schwankte zwischen berührend und naiv, und doch ließ es die meisten für einen Moment oder länger verharren. Nachdenklich werden. Auch wenn man das natürlich mit dem Handy festhalten musste. Man sollte in dem unglaublich schnellen städtischen Leben mehr solcher Momente haben. Hier gibt es ein weites Feld, um Menschen zum Nachdenken über ihr Leben zu motivieren.
Und sonst?
Da gab es noch einen Pudel.
Allerdings ohne großartigen Kern, jedoch als gern genutzten Hintergrund für Selfies.
Die Ausstellung in der Hypo Kunsthalle zu Faust in der Kunst ist allerdings durchaus sehenswert. Ein Nachdenken über das faustische in unserem Leben ist gerade in diesen Zeiten … ach lassen wir’s. Macht ja doch keiner 🙂