Krippkes kieken

Krippen anschauen – scheint eine der Lieblingsbeschäftigungen der Münsteraner zwischen den Feiertagen zu sein. Wer in der süddeutschen Krippentradition groß geworden ist, steht staunend vor den großen Figuren aus Holz oder Wachs, die oft sehr persönliche Züge haben.

Krippe Heilig Kreuz Münster

Krippe Heilig Kreuz Münster

Es sind nicht die Stereotypen, die man seit der Barockzeit in den süddeutschen, aber auch italienischen Krippen oft findet. Die Größe der Gesichter erlaubt es dem Schnitzer oder Wachmodellierer individuelle Züge zu schaffen. Viele Figuren tragen norddeutsch – westfälische Züge, ein milder Josef, ein tumber Hirte …. Fotografisch gesehen waren die Lichtverhältnisse die größte Herausforderung.

Krippe Ludgeri Münster

Krippe Ludgeri Münster

Angesichts des heutigen Anschlags auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris fällt es mir, ehrlich gesagt, schwer über so ein harmloses Thema wie Krippen zu schreiben. Wieder einmal ist im Namen einer Religion getötet worden. Sinnlos getötet worden. Sapere aude, frei übersetzt, habe Mut zu denken, war das Motto der Aufklärung. Ein Motto, das für mich durchaus mit Glauben vereinbar ist. Glaube ist eine sehr individuelle Sache; es ist die Aufgabe unserer Staaten, unserer Demokratie, die freie Ausübung dieses Glaubens zu schützen. Für jeden. Egal ob er Freitags eine Moschee, Samstags eine Synogoge oder Sonntags eine Kirche besucht.

Krippe Überwasserkirche Münster

Krippe Überwasserkirche Münster

Wir sollten nur all jenen, die dieses Recht in Frage stellen wollen, die die Religion wieder zum Maß aller Dinge innerhalb des Staates machen wollen, die Frauen ihre Gott gegebenen Freiheiten verwehren wollen, beherzt entgegentreten.

Das Kind in dieser Krippe ist Zeit seines Lebens den Pharisäern entgegengetreten, für die Religion nur das stumpfsinnige befolgen von Regeln war. Er stand auf der Seite der Schwachen. Mir ist beim Betrachten dieser Bilder, wie auch der Bilder aus Paris, klar geworden, dass wir stark sein müssen, um diesen Verbrechern im Mantel der Religion das Handwerk zu legen.

Schnell. Und möglichst endgültig.