Heilig Abend

Temperaturen, die zwar beim morgendlichen Lauf recht angenehm waren, aber trotzdem eher in den März als in den Dezember gehören.

Ein Papst, der seinen Führungskräften den Kopf zu Recht setzt, vom hofieren der Vorgesetzten warnt, während der Münchner Kardinal seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Weihnachtsfeier ins Stammbuch schreibt, dass „die Treppe noch immer von oben gekehrt wird“.
Wie passt das alles zu dem Kind, dessen Geburt vor vielen hundert Jahren wir heute wieder feiern werden?

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Kein christliches Fest ist so tief in die Erlebniswelt des Menschen eingedrungen, wie Weihnachten. Wir erfahren an diesem Fest, dass Gott – wer auch immer das für dein einzelnen sein mag – die Welt bejaht.

„Ich verkündige euch eine große Freude.“

Ein Engel musste kommen, um uns klar zu machen, dass wir uns freuen dürfen.
Oft ist unser Leben freudlos. Wenn wir uns umblicken, dann jagen wir materiellen Gütern nach. Das Leben ist farblos, langweilig. In den Kurzmitteilungen vieler findet sich das Kürzel „lw“ … langweilig. Mir ist langweilig. Zuviel Arbeit, zuviel Ablenkung, zuviel von allem …

Dennoch ist da ein Engel, der spricht: „Ich verkündige euch eine große Freude.“

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Für mich heißt das: Unglücklich sein kann jeder. Freude verlangt Anstrengung. Man muss etwas dafür tun. Wir sollten wenigstens heute, an Weihnachten, am Tag der Freude, unsere Sorgen ablegen. Wie wäre es, wenn der Engel der Weihnacht heute vor uns stünde, wie damals vor den Hirten und sagte: Hab Freude.
Freude entsteht, wenn man guten Mut findet. Wenn man Vertrauen hat. Wenn man an die Zukunft glaubt. Wenn man anderen Menschen die Hand reicht. Ich glaube, dass der Dienst am Nächsten eine Bedingung echten Glücks ist. Egal wer der nächste ist. Der Nachbar. Tante Frieda. Der Flüchtling aus Syrien. Vielleicht sollte man das auch mal den Pappnasen von Pegida klar machen, die um ihre gefüllten Fleischtöpfe fürchten.

 

Euch allen ein wahrhaft frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Dezember – Scheinwelten

New York City – die bunte, leuchtende Straßenreklame beherrscht das Bild. Einige Menschen stehen auf dem Gehsteig, hab verdeckt von den Autos und Taxen auf der Straße. Eigentlich kein typisches Weihnachtsbild, was man im Dezember vermuten würde, aber dennoch erzeugen die Lichter eine ähnliche Stimmung wie die der Fenster, an denen man im Dezember in deutschen Städten vorbei läuft.

Bunte Fassaden – so wirken auf mich die Fenster von Häusern und Geschäften, die Gesichter der Menschen, die durch die Stadt laufen, um noch schnell die letzten Geschenke und all das, was man für die Feiertage braucht, zu besorgen.

New York

New York

Die staade Zeit, wie es hier in Bayern so schön heißt, findet man nur noch sehr selten.

Die Tage des Advents und des Weihnachtsfestes sind überlagert von Äußerlichkeiten, man schafft Scheinwelten: der Christbaum, der schon lange nur noch Weihnachtsbaum heißt, Plätzchen, Weihnachtsmärkte und besonders Geschenke sind viel wichtiger als die Geschichte des Kindes in der Krippe, die Begegnung mit dem Anderen.

Sich Zeit schenken und zuhören.

Weihnachten gilt als Fest der Familie, und ja, viele Familien treffen sich auch nach wie vor in den Weihnachtstagen und verbringen Zeit miteinander. Aber wie viel Begegnung steckt wirklich in diesen Treffen? Versuchen wir nicht meist, ein besonders gutes Bild von uns und unserem Leben zu geben? Wollen wir wirklich wissen, wie es dem anderen geht und was er oder sie das Jahr über erlebt hat? Interessieren uns auch die nicht so schönen Ereignisse, die oft viel prägender sind, als die „Highlights“?

Jack Daniels machte in den letzten Wochen in U-Bahn Stationen mit „Weihnachten mit der Familie“ Werbung für seine Produkte – also für eine Familie verschiedener Whiskeys. Nichts gegen einen guten Whiskeys am späten Nachmittag oder Abend. Ich hoffe jedoch, dieser bleibt in vielen Familien etwas, was man gemeinsam genießt und nicht, was den Familienbesuch erträglich macht.

Nutzen wir die Tage zu echter Begegnung und nicht dem Bestaunen von Fassaden, die nur Scheinwelten zeigen.

Dies ist wieder ein Gastbeitrag von Dorothea Elsner zu unserem gemeinsamen Kalender 2014 – den Kalender 2015 werden wir hier demnächst vorstellen.

Nikolaustag

Nikolausgedanken jenseits von Apfel, Nuss und Mandelkern. Vor einigen Tagen habe ich Bilder zum Thema Münster sortiert und zusammengestellt; es sollten Momente werden, Einblicke, Vignetten. Ein Blatt im Korb eines Fahrrades, Menschen auf mittelalterlich anmutenden Straßen, Dächer, Winkel, Spiegelungen.

Münster

Münster

Als ich heute über die Auswahl schaute, fiel mir noch ein Bild ein, das ich vor einigen Wochen gemacht hatte. Es war ein quasi zugemauertes Haus gewesen, kleine Fenster, schwer vorzustellen, dass dahinter Menschen hausten.

Hausen.
Was für ein Wort.
Verbinden wir heute damit eigentlich noch „ein zuhause haben“?
Heißt „hausen“ nicht vielmehr in Unordnung, in unwürdigen Verhältnisse leben?

Hausen

Hausen

In den letzten Monaten habe ich an einer kleinen Erzählung gearbeitet, in deren Zentrum zwei obdachlose Frauen stehen (www.benedict.schoenheit.wordpress.com). Das Bild erinnerte mich an viele Gedanken, die mich im Prozess des Schreibens begleiteten.

Warum ich dabei an den Nikolaus denke?
Nur der Heilige hat, der Legende nach, Mädchen durch seine Gabe, im weitesten Sinne, befreit. Manchmal, denke ich, kann auch heute noch ein Nikolaus, der seine Aufgabe ernst nimmt, und nicht nur Erfolgsgehilfe überforderter Eltern ist, ein Lächeln bewirken. Vielleicht sogar eine Befreiung von Druck.

Menschen frei machen, zu dem was sie wirklich wollen. Ob es nun Kinder sind oder Erwachsene. Seit der Aufklärung hat sich die Gesellschaft, wenn auch zögerlich, dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben. Sapere Aude. Aber nun mal ganz ehrlich: wie viel davon haben wir denn wahr gemacht?

Münster

Münster

Gestern hörte ich die Geschichte eines 9-jährigen Jungen, der es seinen Eltern wahrlich nicht leicht macht. Ich glaube, er weiß, trotz seines Alters, schon ziemlich genau wer er ist, und fordert eine gewisse Freiheit ein. Natürlich muss Freiheit Grenzen haben. Grenzen, die durch die mögliche Verletzung anderer definiert sind. Trotzdem hat mich diese Geschichte berührt.

Münster

Münster

Ich glaube nach wie vor, dass Glaube frei macht. Manchmal bin geneigt zu sagen trotz der Kirche, der ich angehöre. Ich wünsche allen Kinder und Erwachsenen, dass sie in dieser vorweihnachtlichen Zeit ein wenig Freiheit gewinnen, ein wenig Freiheit gewähren und ein wenig diejenigen loslassen können, die sie gar zu eng an sich binden wollen.