Panoramafreiheit

Das Europäische Parlament wird sich am 9. Juli mit einer Änderung des Urheberrechts befassen. Ein sperriges Thema meint ihr? Sicher ist es kompliziert, aber es geht uns alle an – und nicht nur uns Fotografen. Ein praktisches Beispiel? Um dieses Bild einer Fassade aus Edinburghs New Town veröffentlichen zu dürfen bräuchte ich nach der Gesetzesänderung ich die Einwilligung des Architekten oder des Besitzers oder beide …

Edinburgh New Town - © Thomas Michael Glaw

Edinburgh New Town – © Thomas Michael Glaw

Dieses Gesetzesnovelle wäre nicht nur der Tod der Architekturfotografie, sondern jeglicher Fotografie im öffentlichen Raum. Und es betrifft praktisch jede und jeden, denn mit dem Upload in ein soziales Netzwerk stimmt man automatisch der gewerblichen Nutzung zu – nur für die, die das noch nicht wussten. Ein Artikel in der gestrigen FAZ erklärt es sehr schön.(http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/panoramafreiheit-in-gefahr-das-betrifft-jeden-13668160.html)

Die Europaabgeordnete Julia Reda hat den Bericht zum Urheberrecht für den Rechtsausschuss des EP erarbeitet, der leider durch die Abgeordneten in sein krassen Gegenteil verkehrt wurde, sie berichtet darüber in ihrem Blog: https://juliareda.eu/2015/06/panoramafreiheit-in-gefahr/

Gegen diese Gesetzesvorlage sollte man sich wehren – eine Online Petition steht hier: https://www.change.org/p/european-parliament-save-the-freedom-of-photography. Wer auch weiterhin die Freiheit haben möchte diese Welt bildlich festzuhalten sollte unterschreiben.

Persönlich werde ich mich auch direkt mit unseren Münchner Europaabgeordneten in Verbindung setzen um sie für dieses Thema zu sensibilisieren.

Es ist in den letzten Jahren schwierig genug geworden unser Leben in Bildern festzuhalten. Wenn wir nicht die Bilder der vergangenen Jahrzehnte hätten, wäre es um unser Wissen über das Leben der Menschen deutlich schlechter bestellt. Wir sollten uns das Recht künstlerisch zu dokumentieren nicht nehmen lassen.

Überfluss

Fontana dei Quattro Fiume - Rom © Thomas Michael Glaw

Fontana dei Quattro Fiume – Rom © Thomas Michael Glaw

 

Wie eine unebene, durchscheinende Wand wirkt das Wasser, das flächig in das Becken des römischen Brunnens fällt; die durchbrochenen Stellen geben den Blick auf den weißen Marmor frei.
Wasser als Element der Kunst, zur Inszenierung von Wohlstand und Reichtum – mit diesem Ziel entstanden nicht nur in Rom sondern auch in vielen anderen alten Städten unzählige Brunnen, die heute beliebte Sehenswürdigkeiten und Fotoobjekte sind.
Ich musste schmunzeln, als ich beim ersten Vertiefen in das Strategiespiel „Siedler“, die Anweisung bekam, Brunnen und Denkmäler zu bauen, um die Lebensqualität meiner Stadt zu steigern. Nicht nur im antiken Rom oder in der digitalen Reise zurück in die Vergangenheit wirken Brunnen positiv auf die Menschen. Auch bei uns sind die Orte, an denen man sie heute in Wohnanlagen, auf Plätzen und in den Städten findet, besondere Treffpunkte für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft:
Der Springbrunnen am Stachus in München erfrischt Jung und Alt im Sommer, seien es die Kinder, die durch die Wasserstrahlen laufen und sie versuchen zu fangen, seien es ältere Damen, Jugendliche, arabischen Touristen oder afrikanische Straßenverkäufer, die sich auf den Steinwürfeln sitzend von der kühlen Brise berieseln lassen. Um die Wasserschale einige Meter weiter, bei der aus einer Höhe von gut 3 Metern das Wasser in die Tiefe stürzt, ruhen sich die Menschen vom Stadtbummel aus und sammeln neue Kräfte. Aber auch weniger kunstvolle Brunnen wie der in unserer Wohnanlage oder in Einkaufszentren haben eine besondere Anziehungskraft, laden zum Ausruhen, Spielen und Verweilen ein.
Es ist vor allem das Wasser, die Lebendigkeit, die es ausstrahlt, die immer wieder neuen Wege, die es sich sucht und die Erfrischung, die es ermöglicht, das den besonderen Reiz ausmacht. Wer hat nicht den spontanen Wunsch, an einem sonnigen Tag hinein zu greifen, den Wasserstrahl zu fangen und sich abzukühlen?
Vielleicht nutze ich die ein- oder andere sonnige Mittagspause in den nächsten Wochen zum Verweilen an einem der vielen Brunnen..

Gastbeitrag von Dorothea Elsner zum Kalenderblatt Juni 2015