Ein leeres Blatt, ringen um Worte. Auch um Bilder kann man ringen. Bewegung einfangen, Licht verstehen und auch den Menschen, den man abbildet.
Wir suchen jedoch viel mehr. Vordergründig vielleicht Erfolg, egal welchen Ausdruck dieser in unserem Leben findet. In Wirklichkeit jedoch suchen wir Antworteten auf die Fragen unseres Lebens. Fragen, die wir häufig nicht einmal wagen zu stellen. Fragen nach dem Sinn unserer Existenz. Fragen, die wir vielleicht das letzte Mal in kindlicher Unschuld und Direktheit unserer Großmutter stellten
Warum gibt es mich?
Warum ist Opa schon tot?
Und warum lebt Onkel Paul, der immer so gemein zu mir ist, immer noch?
Meine Großmutter hätte mich ermahnt, dass die letzte Frage ungehörig sei. Die Frage blieb unbeantwortet, sie harrt heute noch, lange nach Onkel Pauls Tod auf eine Antwort.
Spuren im Sand.
Wer mag da wohl gegangen sein?
Ist auch er oder sie auch auf der Suche und mir nur einen Schritt voraus?
Suchen heißt aufbrechen. Alte Strukturen hinterfragen und gegebenenfalls aus ihnen ausbrechen oder auch sie zurücklassen. Auf alte Fragen neue Antworten finden, oder aber ewig gültige Antworten auf neue Situationen anwenden.
Es gibt Tage, und der Donnerstag vor Ostern, den man in Deutschland „Gründonnerstag“ nennt, ist so einer, wenn mich diese Fragen mehr bedrängen, als an anderen. In England heißt dieser Tag „Maundy Thursday“. Das Wort „Maundy“ nimmt direkten Bezug auf das Wort Mandatum im Evangelium nach Johannes, Kapitel 13, Vers 34: mandatum novum do vobis ut diligatis invicem sicut dilexi vos – Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander so lieb habt, wie ich euch geliebt habe.
Angesichts all dessen, was im Namen eines Gottes immer noch getan wird, und dabei denke ich an die Kreuzzüge, die Judenpogrome und die „heilige“ Inquisition ebenso, wie an die Bomben in Brüssel, London oder Madrid, die Vergewaltigungen, Erniedrigungen und Enthauptungen, erscheint mit dieses Wort des Zimmermannssohns aus Bethlehem zeitgemäßer denn je. Man mag das als Gutmenschentum diffamieren, aber die Suche nach Liebe, die Suche nach dem Guten, die Suche nach einer gemeinsamen Zukunft …
Spuren im Sand. Wohin mögen sie wohl führen … Machen wir uns auf, ziehen wir unsere eigenen Spuren im Sand, spüren wir den Wind in unseren Gesichtern, die Sonne auf unserer Haut, den Sand zwischen unseren Zehen. Machen wir uns auf. Befreien wir uns von dem, was uns festhält. Mandatum novum do vobis ….