Köln lag in der Tat in Ruinen, es ist bald siebzig Jahre her und wirklich ein trauriges Kapitel europäischer Geschichte. Ich schreibe bewusst europäischer Geschichte, denn das Bombardement deutscher Städte durch amerikanische und britische Bomber stellt für mich ein ungesühntes Kriegsverbrechen dar, das Denkmal für „Bomber Harris“ in London ist ein Maß dafür, wie wenig sich eine Nation sich mit ihren eigenen Sünden identifiziert.
Aber wir wollen nicht in den Sünden der Vergangenheit bohren, sondern uns denen der Gegenwart zuwenden. Während meines heiß und innig geliebten jährlichen Sommeraufenthalts in Münster (ich mag die Stadt und die Menschen, mit denen ich dort zusammenlebe, wirklich – von Kreuzviertelfest ganz zu schweigen) sind wir wieder einmal für einen Tag nach Köln gefahren. Wer diesen Blog regelmäßig liest, dem brauche ich nicht zu erläutern, dass ich gerne in Köln bin. Auch wenn wenn die Stadt im Sommer voll von Touristen ist – welche deutsche Großstadt mit historischer Bedeutung ist das nicht ? Als Münchner ist man da durchaus ein gebranntes Kind – so hat Köln doch immer eine gewisse schnoddrige Lässigkeit, die ich unglaublich mag.
Das eigentlich Ziel der Reise war ja auch – einmal abgesehen von einem großen Teller Dicke Bohnen mit Speck und zahlreichen Kölsch – der Besuch einer Ausstellung zu Konrad Adenauers Zeit als Kölner Oberbürgermeister zwischen 1917 und 1933 im Stadtmuseum, betitelt „Konrad der Große“. To cut a long story short: Der Besuch dieser Ausstellung war eine Enttäuschung. Man lernte nicht Konrad Adenauer und seine Arbeit kennen, das Museum bot eher eine kurze Kulturgeschichte der zwanziger Jahre in Deutschland, mit dem Fokus Köln. Das war durchaus nicht uninteressant, aber es hatte halt so gar nichts mit dem Titel der Ausstellung zu tun. Ganz ehrlich: Ich empfand das schon ein wenig als Etikettenschwindel.
Zumindest bekam man jedoch am Rand mit, dass dieser Konrad Adenauer, den man aus den Geschichtsbüchern als hochbetagten Kanzler und Rosenzüchter in Erinnerung hat, in seiner Zeit als OB zumindest architektonisch der Moderne zugeneigt war. Ein Beitrag von Boris Profalla in der FAZ vom 6. August tat ein übriges. Wir machen uns also auf die Suche nach architektonischen Kleinodien in der Stadt Köln. Über das erste stolperten wir, kaum dass wir einen Parkplatz gefunden hatten. Es handelt sich um DAS alte Grand Hotel Kölns, das Dom Hotel. Bis 2013 konnte man dort nicht nur übernachten; wenn man sich die Zimmerpreise nicht leisten konnte, so setzte man sich in die Bar, schlürfte einen Martini, summte „As times go by“ und sah den Passanten auf dem Rocalliplatz zu. Seit knapp vier Jahren ist das Hotel nun geschlossen und eingezäunt, ein Ende ist nicht abzusehen. Das ist eine der ersten Adressen in Köln, nebenbei bemerkt, gegenüber dem Dom, einen Steinwurf entfernt vom Museum Ludwig. Nein, ich kommentiere das jetzt nicht weiter, ich brauche keine Magengeschwüre.
Wenn man auf den Spuren des Architekten Wilhelm Riphahn Köln durchwandert, könnte man allerdings schon welche bekommen. Zu Adenauers Zeit als OB gehörte er zu dem DEN Architekten der jungen Moderne des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Kölner Oper gehört zu seien Bauwerken. Sie ist seit 2012 wegen Sanierung geschlossen, sollte 2015 wieder eröffnet werden, ist aber mittlerweile zum Kölner BER mutiert. Schade. Dieses, über einen zwei Meter hohen Bauzaun gemachte Bild, lässt die schlichte Eleganz der Moderne des Gebäudes nur erahnen.
Mit der Bastei ist es ähnlich. In dem von Riphahn 1924 auf einem Wehrturm aufgesetzten Zeugnis der Moderne herrscht seit Jahren Grabessruhe. Einst ein Sternerestaurant, haben mögliche Betreiber längst vor den Auflagen der örtlichen Bürokratie kapituliert. Am Tag des Denkmals kann man es besichtigen oder aber während des Jahres für eine private Veranstaltung mieten. Sonst steht das Gebäude leer. Es ist zum Mäuse melken.
Ich bin wirklich gerne in Köln. Vielleicht schaffe ich es irgendwann sogar noch, dort ein Büro einzurichten, damit ich die Reisen von der Steuer absetzten kann. Aber der Kölner Klüngel nervt, denn er bekommt nichts gebacken. Wie sagt der Kölner: „Et hätt noch emmer joot jejange. („Es ist bisher noch immer gut gegangen.“). Tretet doch mal eure jetzige Oberbürgermeisterin in den Allerwertesten, liebe Kölner 🙂