Über den Wolken .. hieß so nicht einmal ein Lied von Reinhard Mey? Es war schön wieder einmal über den Wolken unterwegs zu sein, ein wenig dem bayrischen Dauerregen zu entfliehen.
Wann wird ein Flug von 1:35 Stunden lang?
Wenn man in einer zum Bersten vollen, überheizten Kabine über einem Wolkenmeer unterwegs ist, das sich formlos ausbreitet wie Schmidbauers „Nebelmeer“. (Das Lied „Nebelmeer“ befindet sich übrigens auf der CD „Süden“ von Werner Schmidbauer, Martin Kälberer und Pippo Pollina – meinerseits eine absolute Empfehlung)
Es war eigenartig über dieser absoluten Formlosigkeit unterwegs zu sein. Wolken haben fast immer irgendwelche Formen, die zum Träumen, zum Nachdenken, zu Gedankenspielen einladen. Heute Mittag war es einfach nur formlos …
Mein zentrales Fotoprojekt dieses Jahr läuft unter dem Arbeitstitel „Forma d’Acqua“, ich realisiere es gemeinsam mit einer Kollegin: der Grundgedanke ist, dass Wasser keine Form hat – die Natur oder wir Menschen geben ihm eine Form. Die Wolken in dieser Phase des Fluges nach Rom schienen genau unseren Ansatz zu bestätigen.
Dann tauchten ersten Lücken auf, das „Nebelmeer begann zu zerreissen.
Löcher im Nebel
Lücken in Wolken
Löcher im Leben
Lücken im Glück
Sich schließen.
Sich öffnen.
Sich verändern.
Für einen kurzen Moment gelang es mir die Enge der Embrear 195 zu verlassen, mit meinen Gedanken bei jemand anders zu sein … ein wenig die Sinnfrage zu stellen.
Der rumpelnde Wagen der Stewardess und die Frage nach dem gewünschten Getränkt holten mich in die Wirklichkeit zurück. Die Wolken änderten sich.
Fast ein wenig dramatisch.
Eine kleine Theateraufführung in 5000 Meter Höhe.
Ästhetisch faszinierend.
Mich faszinieren Wolken schon seit vielen Jahren. Ihre Vielfältigkeit … die Gedanken, zu denen sie inspirieren. Das Rütteln, fast als ob sie aufbegehren, sich wehren wollen, wenn man mit dem Flugzeug durch sie durch fliegt.
Ich muss dabei immer an die Dinge denken, die uns auf unseren Lebensweg begegnen. Auch da ist vieles oft unklar, auch da sind wir oft durch ein Nebelmeer unterwegs. Auch da gibt es zahllose Widerstände, die unser Lebens ins Schlingern bringen ….
Am Ende blickt man jedoch auch im Leben oft nach oben und nur mehr auf das faszinierende Spiel von weißen Wattebällchen, wenn sich das ausweglos scheinende grau verzogen hat.
Und man die Sonne endlich wieder auf der Haut spürt.
Ach ja, nur so nebenbei: Rom, 20 Grad, Sonnenschein 🙂