Juli – Einladung

Boote auf dem Potomac in Washington D.C. – bunt, farbenfroh, neben- und zum teil übereinander gestapelt, als würden sie rufen: „komm, setz dich in mich und lass uns losfahren, irgendwo hin.“ Sie strahlen eine Leichtigkeit aus, die uns gerne im Sommer überkommt, wenn die Luft duftet und uns warm umspielt, wenn die Ferien, der Urlaub in greifbare Nähe rückt.

Ist es die Möglichkeit, für eine Zeit auszubrechen, den Alltag hinter sich zu lassen oder sind es die geheimen, über Jahre verdrängten Wünsche, denen man versucht Raum zu geben, die uns lebendiger werden lassen, die uns uns selbst wieder näher bringen?

Boote auf dem Potomac

Boote auf dem Potomac

Warum gibt man sich selbst eigentlich so wenig Raum, so wenig Zeit zum entfalten? Sind es nicht gerade unsere Wünsche und Leidenschaften, die uns zu besonderen Leistungen bringen, die uns wirklich gut werden lassen?

Manchmal schrecke ich dabei aber auch selbst zurück vor meiner eigenen Courage – bin ich wirklich gut genug?

Was, wenn ich scheitere?

Manchmal gehe auch ich nicht auf das volle Risiko, bleibe lieber in gewohnten Gefilden, in denen ich mich nicht mir selbst stellen muss sondern wo mein Wissen und meine Erfahrung genügen.

Aber lebendiger, ehrlicher und mehr ICH wäre eigentlich …

Vielleicht nehme ich doch das 3. Boot von links und schau mal, wohin es mich treibt..

Gastbeitrag von Dorothea Elsner

Den vollständigen Kalender finden Sie auf http://www.thomasmichaelglaw.com

Auszüge aus diesem Blog gibt es auch als Buch :

Gleichzeitig – März

Gastbeitrag von Dorothea Elsner

Washington D.C.
Im Tunnel einer U-Bahnstation.

Washington Subway

Washington Subway


Ein einzelner junger Mann schaut gebannt auf sein Handy, während er auf die U-Bahn wartet. Mit Ausnahme der Leere der Station ein nahezu alltägliches Bild: Während des Wartens, Essens, dem Kaffeetrinken oder auch allen anderen Tätigkeiten sind wir Dank moderner Technik zunehmend an mehreren Orten gleichzeitig:

Der mp3-Player ersetzt die Umgebungsgeräusche gegen den Lieblingstrack, während wir mit dem Handy gleichzeitig schnell noch die letzten Mails checken, uns per Facebook mit einem Morgengruß in der Community zurückmelden, aktuelle Infos oder Belanglosigkeiten per WhatsApp an die Freunde in aller Welt posten. Immer erreichbar, immer informiert, rund um die Uhr vernetzt.

Manchmal zieht mich die virtuelle Welt so in Ihren Bann, dass ich von der realen Welt kaum noch etwas mitbekomme.

Aber wo bin ich eigentlich wirklich? Nehme ich mich selbst noch wahr, wenn ich gleichzeitig an verschiedenen Orten bin, immer verfügbar, virtuell sichtbar für alle?
Kann ich mich noch auf das Hier konzentrieren und ganz da sein?

Bei den Vortreffen zu diversen Bildungswochen stellten die Jugendlichen oft die Frage nach dem Handyempfang im Bildungshaus. Aufgrund der umliegenden Berge war dieser bis vor ein paar Jahren nahezu Null. „Gut, dann bin ich endlich mal nicht erreichbar“ war daraufhin die Reaktion vieler Jugendlicher.

Mal wirklich nur dort zu sein, wo man auch physikalisch gerade ist,
sich ganz auf die Situation und sein Gegenüber einlassen zu können,
sich bei einem Gespräch persönlich in die Augen zu schauen und auch schwierige Situationen miteinander zu meistern,
mal abschalten zu können
und sich selbst wieder wahrzunehmen.

Eine selten gewordene Erfahrung, die manchmal erst dadurch möglich wird, dass die Technik versagt.

Bei einem genaueren Blick auf das Bild entdecke ich eine junge Frau, die den Bahnsteig herunter läuft – vielleicht wartete der junge Mann ja auch gar nicht auf die U-Bahn.
🙂

Dorothea Elsner kommentiert in ihren monatlichen Beiträgen die Blätter unseres gemeinsamen Jahreskalenders „Stadtmomente“ 2014. Den vollständigen Kalender finden Sie unter http://www.thomasmichaelglaw.com

Helden

Ein Friedhof.
Kreuze aus über 200 Jahren.
Und dazwischen ein Haufen Schaulustiger.

Ich weiß nicht, ob der letzte Begriff stimmt – aber viele verhielten sich zumindest so.
This is hallow ground stand auf einem Schild.
Heiliger, geweihter Grund.

Arlington National Cemetery

Vielleicht haben wir einfach einen anderen Bergriff von Heldentum. Ich verbinde mit Heldentum mehr als nur den Kampf mit der Waffe, mir fehlten auf diesem Friedhof alle die, die für eine Idee ihr Leben gaben. Natürlich kann man argumentieren all diese Männer und Frauen hätten für die Idee der Freiheit gekämpft und damit für eine zentrale Idee der amerikanischen Nation.

Arlington National Cemetery

Es war trotzdem ein nachdenklicher Morgen. Wer im hektischen Washington ein wenig seinen eigenen Gedanken nachhängen möchte, dem sei ein Besuch in Arlington abseits der ausgetretenen Pfade zu den Gräbern besonderer Helden der Nation empfohlen. Die kleinen, weißen Grabsteine helfen eine andere Perspektive zu finden.

Macht

Die Architektur der Macht ist ein interessantes Thema für ein kleines Feuilleton. Wir stellt sich eine Nation in ihrer Hauptstadt dar? Wie demonstriert man die Macht nach innen, die politische Repräsentanten und Streitkräfte nach außen tragen?

Wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die „Metropolitan“ fährt, ist das erste was man kennenlernt die gute alte Metro, die in den letzten 20 Jahren nichts von ihrer Düsterkeit verloren hat. Graphisch überaus interessant, aber ich möchte hier ehrlich kein Besucher sein, der sich nicht gut auskennt 🙂

Washington Architecture 1

Washington Metro

Wer, wie ich, seit einigen Jahren nicht mehr in Washington war, ist zunächst einmal darüber erstaunt, wie viele Türen heute verschlossen sind, wie oft man die richtigen Leute kennen muss um etwas zu sehen und wie immens die Präsenz der Sicherheitskräfte ist. Neben diesem offiziellen, fast einschüchternden Washington gibt es das Washington der Gänge auf dem Kapitol, einen Plausch mit Sicherheitsbeamten, einen Durchgangstunnel von den Bürogebäudes der Repräsentanten und Senatoren, der mit Bilder von Schulkindern aus allen Staaten dekoriert ist. Fast kleinstädtischer Charme ….

The Tunnel

Und der Rest? Wie die meisten Hauptstädte steckt auch Washington irgendwo zwischen Geschichte, Gegenwart und projizierter Moderne. Geschichte wird groß geschrieben in Washington: es mag die Konsequenz des Bewusstseins einer jungen Nation sein, es mag mit dem omnipräsenten „E pluribus unum“ zu tun haben .. die Flagge ist einfach überall. The Star Spangled Banner bedeutet den Amerikanern viel; sie haben als eine aus vielen zusammengewürfelte Nation einiges erreicht. Wann immer ich hier bin wird mein sonst durchaus präsenter europäischer Snobismus ein wenig nachdenklicher.

The Star Spangled Banner

Ich könnte noch viele Bilde hinzufügen, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass weniger mehr ist. Die letzte Einsicht ist aus dem Inneren des Capitols auf die berühmte Kuppel. Ich muss da immer an Rom und Florenz denken .. vielleicht bin ich deshalb heute Abend bei Piola in Arlington auf eine Pizza gelandet. Sie war wirklich gut … und nicht nur für amerikanische Verhältnisse … der Espresso bedurfte eines kurzen Gesprächs mit dem Kellner … numero due war trinkbar 🙂

Capitol

Special thanks to Jordan – man, without your knowledge and your magic piece of plastic this would have been a pretty boring afternoon 🙂